Im Unterricht beim Landesintegrationsbeauftragten

Wuppertal-Barmen. Der Integrationsbeauftragte der Landesregierung NRW, Thomas Kufen (CDU), gestaltete am 15. Dezember eine Unterrichtsstunde für zukünftige Sprach- und Integrationsmittler (SprInt).

 

Sein Publikum: Insgesamt 38 Migrantinnen und Migranten, die nach der 18-monatigen Qualifizierung überall dort eingesetzt werden sollen, wo zwischen deutschen Fachkräften und zugewanderten Bürgern sprachliche und kulturelle Verständigungsprobleme auftreten. Eingeladen wurde der Integrationsbeauftragte von den Trägern der Bildungsmaßnahme, der Diakonie Wuppertal und dem Pädagogischen Zentrum in Aachen. Die SprInt-Teilnehmer beider Städte lernten sich auf der Veranstaltung erstmals persönlich kennen.

Die Begegnung in der Gemarker Kirche fand in historischer Umgebung statt, wie Pfarrerin Görler den Besuchern erläuterte: Im Mai 1934 formulierten Theologen und Presbyter mutig die Barmer Erklärung gegen die menschenverachtende Ideologie des Nationalsozialismus. Die heutige Gemeinde fühle sich der Tradition des interreligiösen und interkulturellen Dialoges verpflichtet, daher sei die Kirche ein würdiger Rahmen für eine Integrationsveranstaltung.

Nach Kufens Einschätzung habe es in der deutschen Nachkriegspolitik noch nie eine Zeit gegeben, in der das Thema Integration so intensiv bearbeitet wurde. Das sei auch dringend geboten, denn es gebe Anzeichen, dass sich Deutschland vom Ein- zum Auswanderungsland wandele, was angesichts der demographischen Entwicklung ungünstig sei. Das Fazit des Landespolitikers lautete: „Wir wollen auf jeden Fall ein Integrationsland sein.“

Integration könne nicht durch Gesetze oder Kurse verordnet werden. Vielmehr gehe es darum, ein neues Bewusstsein zu schaffen. Das habe mit Anstrengung zu tun und mit der Frage, in welcher Gesellschaft wir leben möchten. „Es ist nicht leicht dazuzugehören, Sie helfen dabei!“ Die Botschaft des Integrationsbeauftragten an die Deutschen lautete: „Unser aller Zukunft hängt davon ab, dass die Zugewanderten echte Perspektiven bekommen.“

Kufen stellte das 20-Punkte-Programm der Landesregierung zur Integration vor. Beispielhaft nannte er Sprachförderung für alle Kinder im Vorschulalter, Verbesserungen in der Beratungs-Infrastruktur durch Familienzentren und die Regionalen Anlaufstellen für Kinder und Jugendliche aus Zuwandererfamilien (RAA). Der Schulerfolg der Kinder sei ein Schlüssel für erfolgreiche Integration, und er sei nicht zuletzt vom Engagement der Eltern abhängig. Diese engagierten sich bereits in Netzwerken von Migranten-Selbstorganisationen. Das Potenzial von Verbesserungen im Integrationsbereich sei aber noch nicht ausgeschöpft.

Im Anschluss an seinen Vortrag stellte sich der Beauftragte der Landesregierung den Fragen der Teilnehmenden. Auf die Frage nach bestehenden Einsatzmöglichkeiten für SprInt betonte Kufen den hohen Stellenwert der Eigeninitiative bei der Verbreitung des neuen Berufsbildes: „Machen Sie auf sich aufmerksam, dann haben Sie persönlich Chancen, Ihr Anliegen durchzusetzen.“ Ein weiterer Diskussionspunkt war die Positionierung der Mittlertätigkeit: Ist sie eine einseitige Integrationsleistung, die wieder nur Defizite bei den Migranten beheben soll, oder soll sie ein Dienst sein, den Deutsche und Zugewanderte gleichermaßen nutzen? Kufens Auffassung: „Sie werden nur erfolgreich sein, wenn Sie sich auf beide Seiten stellen.“

Der zweite Programmpunkt des Tages war der Vortrag des Sprach- und Integrationsmittlers Abdoulaye Amadou über seine Berufsauffassung und seine Praxiserfahrungen. Der im Psychosozialen Zentrum für Flüchtlinge in Düsseldorf tätige Amadou ermunterte die SprInt-Teilnehmer, ihre Chancen in der Qualifizierung wahrzunehmen, denn „in diesem Beruf kann man richtig viel bewirken.“

Die Veranstalter, Antje Schwarze von der Diakonie Wuppertal und Marie Theres Aden-Ugbomah vom Pädagogischen Zentrum Aachen, zogen eine positive Bilanz. „Wir freuen uns, dass der Landesintegrationsbeauftragte unsere Einladung angenommen hat, und werten das als Anerkennung für die geleistete Arbeit. Sprach- und Integrationsmittler übernehmen eine Schlüsselfunktion bei der Integration von Zugewanderten, die sich nicht so gut mit der deutschen Sprache und dem Bildungs-, Gesundheits- und Sozialwesen auskennen.“ Die beiden Projektleiterinnen arbeiten zusammen mit weiteren Partnern im bundesweiten Netzwerk „SprInt-Transfer“ an der Verbreitung der Dienstleistung und der Anerkennung des Berufsbilds des Sprach- und Integrationsmittlers. Das Netzwerk wird vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge aus Mitteln des Europäischen Integrationsfonds gefördert, die Qualifizierungsmaßnahmen von der ARGE.