Dolmetschen ist nicht gleich dolmetschen!

Welche Folgen Missverständnisse durch fehlerhaftes Dolmetschen haben können, zeigte kürzlich der Fall eines 43-jährigen Asylbewerbers im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge in Dortmund.

Wie die Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ) berichtete, kam es Anfang November zu einer teilweisen Räumung der Dortmunder Außenstelle des Bundesamtes sowie einem Großeinsatz der Feuerwehr inklusive einer Dekontaminations-Spezialeinheit. Grund dafür war ein Missverständnis zwischen einem 43-jährigen serbischen Asylbewerber und seinem Dolmetscher. Der 43-Jährige hatte sich als Nuklear-Chemiker vorgestellt. Eine weiße Sprühflasche, die seiner Aussage nach ein „Mittel gegen chemische Kampfstoffe“ enthielt, diente dem Serben als vermeintlicher Beweis. Die Übersetzung des Dolmetschers, die sich lediglich auf den Begriff „chemische Kampfstoffe“ belief, löste den Großeinsatz in Dortmund aus.

Die irrtümliche Übersetzung blieb nicht ohne Nachwirkungen. Laut WAZ teilte das Bundesamt mit, es werde „im Rahmen der Qualitätssicherung die Übersetzungen in den Anhörungen (…) untersuchen“.

Wie wichtig Qualitätsstandards im Dolmetschen sind, steht nicht erst seit dem Dortmunder Fehlalarm zur Diskussion. Professionelle Übersetzungen – etwa durch zertifizierte Sprach- und Integrationsmittler – helfen, Missverständnissen vorzubeugen und Aktionen, wie sie in Dortmund passierte, zu verhindern. Kommunen und Städte könnten mehrstellige finanzielle Einsparungen vorweisen, wenn Dolmetschen nicht als nettes Hobby nebenbei, sondern als qualitativ hochwertiges Einsatztool gesehen wird.

Übrigens: Dem serbischen Asylbewerber droht kein Verfahren. Wie aus dem WAZ-Artikel hervorgeht, werde sein Antrag „nach den geltenden Rechtsvorschriften geprüft“. Ob und in welchem Maße der involvierte Übersetzter jedoch weiterhin für das Bundesamt tätig sein wird, bleibt abzuwarten.