Aachen startet SprInt-Projekt

Das Pädagogische Zentrum Aachen (PÄZ) hat im Oktober mit der Qualifizierung von 13 Migrantinnen und Migranten zu Sprach- und Integrationsmittlern (SprInt) begonnen. Marie-Theres Aden-Ugbomah, Geschäftsführerin  des PÄZ,  und Antje Schwarze vom SprInt-Transferzentrum in Wuppertal unterzeichneten bereits am 14. September 2009 den Kooperationsvertrag.

Das Zentrum ist seit 1983 in der Migrations- und Integrationsarbeit tätig und kann auf eigene Erfahrungen mit  der Ausbildung von Sprach- und Kulturmittlern  zurückgreifen:  Es hat zusammen mit der Diakonie Wuppertal an dem EU-Projekt „TransKom“  teilgenommen (siehe Kasten). Von 2005 bis 2007 konnten Flüchtlinge und Asylsuchende an den Standorten Wuppertal und Aachen die Chance zur SprInt-Qualifizierung wahrnehmen.

Seit Mitte 2009 gibt es einen von der Stadt Aachen geförderten Pool von Sprach- und Integrationsmittlern, die durch ihre Einsätze zur Verbesserung der Kommunikation zwischen Angehörigen von Minderheiten, Zugewanderten und Fachpersonal beitragen.

Wie kam es zu dem Erfolg?

„Die Erfahrungen aus dem EU-Projekt waren wertvoll für die Etablierung der Dienstleistung“, resümmiert Aden-Ugbomah. „Behörden und andere Einsatzstellen konnten unsere Teilnehmer im Rahmen von Praktika kennen lernen und haben von ihrer Mittlertätigkeit profitiert.“ Jeder kenne die Situation, dass man sich sprachlos gegenüber sitze. Diese mitunter quälende Erfahrung könnten sich Fachleute wie Migranten nun ersparen.

Der Bedarf an der Dolmetschleistung, die mit interkultureller Kompetenz verbunden ist, sei erst nach und nach in das öffentliche Bewusstsein gerückt. „Durch eine Erhebung der Kommune wissen wir, dass der wahre Anteil von Bürgern mit Zuwanderungsgeschichte mehr als doppelt so hoch ist wie der rein nach Nationalität definierte Ausländeranteil von 14%“, betont Aden-Ugbomah. Durch diese Fakten sei der Stellenwert des Politikbereichs Integration deutlich gestiegen.

Sichtbares Zeichen für den Willen, Integration politisch zu gestalten, ist das „Netzwerk Integration“, an dem sich rund 40 unterschiedlichste Organisationen beteiligen. Der Vorsitzende der Unterarbeitsgruppe „Soziale und Interkulturelle Integration“ des Netzwerkes, Rolf Frankenberger, und die Integrationsbeauftragte der Stadt Aachen hatten sich im Vorfeld des aktuellen Projektes für professionelle SprInt eingesetzt. Eine Befragung der Netzwerk-Teilnehmer ergab einen konkreten Bedarf an Sprach- und Integrationsmittlern, der weder durch vorhandene Dolmetscher noch durch ehrenamtliche Kräfte gedeckt werden konnte. Mit dem Pool ist außerdem eine nutzerfreundliche Einsatzstruktur geschaffen worden, in welche die Teilnehmer der aktuellen Qualifizierung nahtlos eingebunden werden können.

Die ARGE ließ sich von dieser Argumentation überzeugen und fördert die Maßnahme mit den Instrumenten der Arbeitsgelegenheit (AGH) und der berufsbegleitenden Qualifizierung.

Transfer an weitere Orte

„Der Start von SprInt-Aachen ist ein Meilenstein für die bundesweite Verbreitung der Dienstleistung“, sagt Schwarze. „Es gibt keine Zweifel daran, dass der Bedarf an professionellen Mittlern auch in vielen anderen Kommunen vorhanden ist. Wenn sich die lokalen Akteure einig sind, schaffen sie sich mit dieser Qualifizierung eine wertvolle Ressource für die Integrationsarbeit der nächsten Jahre.“  Weitere Städte wollen dem Beispiel Aachens und Wuppertals folgen. An einem Netzwerktreffen im September nahmen interessierte Fachleute aus Kommunen, Vereinen und Bildungsträgern in Bayern, Hamburg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Thüringen und Sachsen teil.

 

Das Vorgängerprojekt „TransKom“

Das Kürzel „TransKom“ steht für die Entwicklungspartnerschaft „Transkulturelle Kommunikation in der Gesundheits- und Sozialversorgung“ im Rahmen der EU-Gemeinschaftsinitiative EQUAL. Die Absolventen hießen „Sprach- und Kulturmittler“. Der Lehrplan, an dessen Erstellung das PÄZ mitwirkte, war noch umfangreicher als die aktuelle 18-monatige Qualifizierung.
Achim Pohlmann, Leiter der Migrationsdienste der Diakonie Wuppertal und Koordinator der Entwicklungspartnerschaft: „Das damals entwickelte Curriculum ist die Grundlage für die heutige SprInt-Ausbildung.Wir haben die Inhalte gestrafft und unsere gemeinsamen Erfahrungen bei der Umsetzung einfließen lassen.“

 www.transkom.info