Pressemitteilung: Migranten als professionelle Verständigungsexperten

Sprach- und Integrationsmittler soll ein anerkannter Beruf werden!

„Die fehlende Chancengerechtigkeit in der Gesundheitsversorgung von Menschen mit Migrationshintergrund ist eine offene Wunde. Neben der Verstärkung der Selbstorganisation der MigrantInnen brauchen wir mehr Sprach- und Integrationsmittler/-innen, um Zugangsbarrieren abzubauen“, so Rolf Rosenbrock, Vorsitzender des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes – Gesamtverband, vor den über 170 Besuchern der Podiumsdiskussion. „Die baldige Anerkennung der Sprach- und Integrationsmittlung als Beruf wäre ein positives integrations- und sozialpolitisches Signal.“

Sprach- und Integrationsmittler (SprInt) haben selbst einen Migrationshintergrund. Mit einer eineinhalbjährigen Fortbildung haben sie sich qualifiziert und leisten nun für Migranten sprachliche und soziokulturelle Unterstützung im Behördendschungel, im Gesundheitssystem und in den Sozialen Diensten. Dafür arbeiten sie als professionelle Fachkräfte der acht Vermittlungszentralen des SprInt-Netzwerks in ganz Deutschland.

Staatsministerin Aydan Özoğuz (MdB), Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, erklärte in der Diskussionsrunde das Thema Migration und Gesundheit zu ihrem Arbeitsschwerpunkt für das Jahr 2015. Dabei spiele die Kommunikation eine wichtige Rolle. „Wir müssen uns auch über die Finanzierung von kultursensiblen und migrationsspezifischen Instrumenten unterhalten und Lösungswege finden. Die Praxis zeigt, dass Handlungsbedarf besteht!“, so Frau Özoğuz.

Leipzig ist eine der Städte in Deutschland, die bereits auf SprInt als systematische Ergänzung für das Integrationsmanagement setzen. Stojan Gugutschkow, Integrationsbeauftragter der Stadt Leipzig, berichtete, dass die Erfahrungen mit Sprach- und Integrationsmittlern überaus positiv seien. Die Kommune  hätte erst vor kurzem die Mittel für  das SprInt-Projekt auf knapp 140.000 Euro pro Jahr  spürbar erhöht.

Dass der Einsatz von professionellen Sprach- und Integrationsmittlern  Kosten spart, bestätigte Thomas Lenz, Vorstandsvorsitzender des Jobcenters Wuppertal: „Die Mittler helfen unseren Beratern, Sachverhalte mit den Klienten sofort klären. Das spart Zeit und Geld. Ich sehe SprInt deshalb als Investition für die Konsolidierung klammer Kommunalhaushalte“, so Lenz auf dem Podium.

Achim Pohlmann, Initiator des SprInt-Netzwerks und Leiter der Migrationsdienste der Diakonie Wuppertal, beschloss die Diskussion mit einem Ausblick: „Die SprInt-Dienstleistung hat sich in den letzten Jahren im ganzen Bundesgebiet verbreitet. Unser System greift. Wo wir das Angebot etablieren, steigt die Nachfrage innerhalb kurzer Zeit rapide, Fachkräfte können sich die Arbeit ohne uns nicht mehr vorstellen. Im Übergang in das Regelsystem braucht das Projekt aber weitere Unterstützung von Bund und Ländern.“

Zwei wissenschaftliche Mitarbeiter des Sachverständigenrats Deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR) fassten in der Schlussrunde die Ergebnisse der Tagung zusammen. „SprInt leistet einen wichtigen Beitrag zur Integration in Deutschland“, resümierte Dr. Mohini Lokhande vom SVR. „Die weitere Professionalisierung dieser sozialen Dienstleistung sollte unterstützt werden, unter anderem durch die Anerkennung als Beruf.“

Veranstalter der Tagung am 14. Oktober in der Hamburger Landesvertretung in Berlin waren das bundesweite SprInt-Netzwerk, die Diakonie Wuppertal, das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, die Alice Salomon Hochschule Berlin sowie die Friedrich-Ebert-Stiftung, Forum Berlin. Sie setzen sich für mehr Qualität und einheitliche Ausbildungsstandards für professionelle migrantische Brückenbauer ein.

Das SprInt-Netzwerk in Deutschland

Das bundesweite Netzwerk Sprach- und Integrationsmittlung besteht aus über dreißig Partnerorganisationen in elf Bundesländern. Die Diakonie Wuppertal übernimmt eine koordinierende und beratende Rolle. Ziel des Netzwerks ist es, die Dienstleistung der Sprach- und Integrationsmittler überall in professioneller Form verfügbar zu machen, um Migranten einen gleichberechtigten Zugang zu Gesundheits-, Sozialversorgung und Bildung zu ermöglichen. Dafür bilden die Partner Sprach- und Integrationsmittler aus und bauen Vermittlungsservices auf, die die Dienstleistung den Einrichtungen in der Region zugänglich machen. Seit 2012 wurden hierüber mehr als 25.000 Einsätze von interkulturellen Brückenbauern vermittelt. Auch setzen sich die Partner für einen staatlich anerkannten Fortbildungsberuf „Sprach- und Integrationsmittler/-in“ ein.

Hinweis an Redaktionen

Gerne vermitteln wir Ihnen auch Hintergrundgespräche und Interviews mit Fachleuten und Praktikern aus der SprInt-Arbeit. Wenden Sie sich dazu an Fabian Junge.

 

Pressekontakt

Fabian Junge

Wissenschaftlicher Mitarbeiter | Öffentlichkeitsarbeit

Bundesweite Servicestelle Sprach- und Integrationsmittlung

Diakonie Wuppertal, Migrationsdienste

Tel.: 0202/ 97444-724 oder 0202/ 496970

fjunge@diakonie-wuppertal.de

www.sprachundintegrationsmittler.org