„Die Hälfte verstehen reicht nicht!“, Pressemitteilung, Berlin, 24.06.2014

Für besseres Verständnis in Klinik, Schule und Amt. Netzwerk für Sprach- und Integrationsmittlung bildet Migrant_innen zu Verständigungsexperten aus.

Psychiater, Ärztin, Sozialarbeiter, Lehrerin und Beamte: Bei der Verständigung mit Zugewanderten sind deutsche Fachkräfte besonders gefordert. Hier helfen professionelle Sprach- und Integrationsmittler_innen (SprInt), indem sie dolmetschen und interkulturell vermitteln. In Berlin bildet die Gesellschaft für berufsbildende Maßnahmen (GfbM) seit April 20 Migrant_innen zu SprInt aus. Immerhin 14 Sprachen sprechen die Teilnehmenden der 18-monatigen Qualifizierung. Wegen des hohen Bedarfs plant das Netzwerk schon den nächsten Lehrgang: Der bildungsmarkt waldenser sucht für Ende Juni neue Teilnehmende. Die Kurse können über Bildungsgutscheine gefördert werden.

Die Hilfe der SprInt können Einrichtungen aus ganz Berlin über eine Vermittlungszentrale abrufen, den Gemeindedolmetschdienst. Seit mehr als elf Jahren bietet der Dienst Verständigungsexpert_innen für Kliniken, Behörden, Beratungsstellen und Schulen an. In Brandenburg stellt der Beratungsdienst FaZIT die Mittler_innen bereit.

„Mit der SprInt-Ausbildung schließen wir uns dem bundesweiten Trend zur Professionalisierung dieser Tätigkeit an“, so Sabine Oldag, Leiterin des Gemeindedolmetschdiensts. „Denn in unserer Arbeit erleben wir es täglich: Nur die Hälfte verstehen reicht nicht! Missverständnisse haben oft schwere und teure Folgen. Ärzte zum Beispiel stellen falsche Diagnosen oder operieren, wo es gar nicht nötig ist.“

Die SprInt-Fachkräfte bieten weit mehr als Dolmetschdienste. Sie dolmetschen kultursensibel, sind also darin geschult, kulturelle Missverständnisse zu vermeiden. Zudem kennen sie sich gut im deutschen Ausländerrecht, Gesundheits- und Bildungswesen aus. Als Begleitende von besonders bedürftigen Migrant_innen entlasten SprInt die deutschen Fachkräfte, zum Beispiel bei Behördengängen oder amtlichen Untersuchungen.

Für die anspruchsvolle Tätigkeit müssen die angehenden SprInt viel lernen. Auf dem Stundenplan stehen unter anderem Sozialkompetenz und Kommunikation, Dolmetschen, Grundlagen des Sozial- und Bildungssystems. Wer die Abschlussprüfung besteht, erhält ein bundesweit gültiges Zertifikat, vergeben von drei Hochschulen: der Alice Salomon Hochschule Berlin, dem Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf und der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, Arbeitsbereich für Interkulturelle Germanistik.

Gemeindedolmetschdienst Berlin, FAZiT Brandenburg, GfBM und bildungsmarkt waldenser haben sich dem bundesweiten SprInt-Netzwerk angeschlossen. „Wir wollen nicht nur ausbilden, sondern die Teilnehmenden nachher auch in Einsätze bringen. Deshalb arbeiten wir als SprInt-Netzwerkpartner für Berlin-Brandenburg Hand in Hand“, so Joachim Dellbrück, Projektleiter bei der GfBM.

 

Kontakt

Vermittlungsservice Berlin
Gemeindedolmetschdienst Berlin | Sabine Oldag (Projektleitung) | Tel.: 030 – 4431 90 92

Email: Info@gemeindedolmetschdienst-berlin.de | Internet: www.gemeindedolmetschdienst-berlin.de

 

Vermittlungsservice Brandenburg
FaZIT | Dr. Wolfgang Bautz (Geschäftsführer) | Tel.: 0331-9676251

Email: w.bautz@fazit-brb.de | Internet: http://fazit-brb.de/sprint-brandenburg.html

 

Qualifizierung
GfbM | Joachim Dellbrück (Projektleitung) | Tel.: 030 – 617764-720 | Email: dellbrueck@gfbm.de

Internet: http://gfbm.de/angebote/berufliche-weiterbildung/qualifizierung/sprint-sprach-und-integrationsmittlerin-18-monate/

 

Hinweis an Redaktionen

Gerne eröffnen wir Ihnen die Möglichkeit, die SprInt-Qualifizierung zu besuchen oder die Arbeit der Sprach- und Integrationsmittler_innen persönlich kennenzulernen. Wenn Sie unseren Mitarbeiter_innen bei der Arbeit über die Schulter schauen wollen, sprechen Sie uns bitte an. Auch Bildwünsche erfüllen wir auf Anfrage gern.

Das SprInt-Netzwerk in Deutschland

Das bundesweite Netzwerk Sprach- und Integrationsmittlung besteht aus über dreißig Partnerorganisationen in elf Bundesländern. Die Diakonie Wuppertal übernimmt eine koordinierende und beratende Rolle. Ziel des Netzwerks ist es, die Dienstleistung Sprach- und Integrationsmittler_innen überall in professioneller Form verfügbar zu machen, um Migrant_innen einen gleichberechtigten Zugang zu Gesundheits-, Sozialversorgung und Bildung zu ermöglichen. Dafür bilden die Partner Sprach- und Integrationsmittler_innen aus und bauen Vermittlungsservices auf, die die Dienstleistung den Einrichtungen in der Region zugänglich machen. Auch setzen sie sich für einen staatlich anerkannten Fortbildungsberuf „Sprach- und Integrationsmittler_in“ ein.

Gemeindedolmetschdienst Berlin

Träger des Gemeindedolmetschdienstes Berlin ist die Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung, Gesundheit Berlin-Brandenburg, in enger Kooperation mit der Planungs- und Koordinierungsstelle Gesundheit des Bezirksamtes Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin.

Der Gemeindedolmetschdienst wird gefördert durch die Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales.